Rede zur Aushändigung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Isolde Gomberg
Mittwoch, 03. April 2019, 11:00 Uhr, Raum 1317, Kreishaus
Grußwort: Landrat Andreas Müller
Anrede
- Isolde Gomberg
- Michael Gomberg, Ehemann
- Familie und Freunde
- HE Wenbo, als Vertreter von Generalkonsul FENG Haiyang, dem Generalkonsulat der Volksrepublik China sowie
- Die Gäste aus China und unserer Partnerstadt Deyang, insbesondere:
o Herr WU Yuhua, Standing Member Shanghai Committee Chinese People’s Political Consultative Conference
o Frau LIU Huiying, Deputy Secretary of the Party Commitee of Deyang
- Paul Wagener, BM Netphen
- Klaus Gräbener, IHK Hauptgeschäftsführer (Ordensanreger!)
- Kurt Karst, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutscher China-Gesellschaften
- Dr. Bernd Knapp, Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft
- Jutta und Andreas Weber, für den DRK OV Dreis-Tiefenbach
Übersetzerin: Frau Hong Hua-Schuller
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ø in einem alten chinesischem Sprichwort heißt es: „Keine Straße ist zu lang an der Seite eines Freundes.“
Ø Siegen und Deyang liegen nun fast 8.000 Kilometer voneinander entfernt. Eine ziemlich lange Straße! Aber Sie, liebe Isolde Gomberg, haben eindrucksvoll bewiesen, dass in der Tat kein Weg zu weit ist, um Freundschaften zu knüpfen.
Ø Als Gründungsmitglied der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft in Siegen haben Sie maßgeblich dazu beigetragen, dass unsere so weit voneinander entfernten Regionen seit 1996 offiziell im Rahmen einer kommunalen Partnerschaft miteinander verbunden sind.
Ø Die Anfänge gehen auf das Jahr 1988 zurück. Auf Einladung der „Freundschaftsgesellschaft des Chinesischen Volkes mit dem Ausland Sichuan“ hatte eine Delegation der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft hier aus Siegen auch die Stadt Deyang besucht.
Ø Damals wurde vereinbart, dass beide Gesellschaften eine Brücke bauen werden, um die Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Kreisen Deyang und Siegen-Wittgenstein zu fördern.
Ø Es begann ein reger Austausch von Briefen und Faxen – und Delegationen besuchten die Partnerorganisation, „damit der ‚Papiertiger‘ auch mit Leben gefüllt wurde“, wie Sie es selbst einmal formuliert haben.
Ø Als Langzeitziel wurde eine Partnerschaft zwischen der Stadt Deyang und dem Kreis Siegen-Wittgenstein anvisiert, die dann ja auch am 8. August 1996 offiziell begründet wurde.
Liebe Frau Gomberg,
Ø ganz besonders bemerkenswert finde ich aber auch Ihren ganz persönlichen Einsatz für unsere Freunde in Deyang.
Ø Ich möchte das an einem Beispiel deutlich machen: Ihrer Reaktion auf das verheerende Erdbeben in der Provinz Sechuan im Jahre 2008.
Ø Damals sind Sie ohne zu zögern sofort nach Deyang gereist, um sich persönlich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen.
Ø Zurück in Siegen haben Sie eine Spendenaktion gestartet.
Ø Innerhalb kürzester Zeit sind dabei rund 90.000 Euro für die Erdbebenopfer zusammengekommen.
Ø So wie Sie in dieser Situation reagiert haben, handelt man unter echten Freunden:
Ø Wenn der andere in Not ist, steht man ihm zur Seite und hilft, auch wenn der Weg noch so weit ist – um das Sprichwort vom Anfang noch einmal aufzugreifen.
Ø Dieses ganz persönliche Engagement ist für mich ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie sehr Sie, liebe Isolde Gomberg, die Partnerschaft mit Deyang aus tiefstem Herzen heraus leben!
Ø Deshalb, sehr geehrte Frau Isolde Gomberg, freue ich mich sehr, Sie heute im Namen unseres Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland auszuzeichnen zu dürfen.
Ø Gleichzeitig überbringe ich Ihnen auch die herzlichsten Glückwünsche unseres Ministerpräsidenten Armin Laschet und unseres Regierungspräsidenten Hans-Josef Vogel.
Meine Damen und Herren,
Ø lassen Sie mich noch einmal an die Ereignisse nach dem Erdbeben von 2008 anknüpfen.
Ø Durch ihre schnelle und tatkräftige Unterstützung hat Frau Gomberg nicht nur dazu beigetragen, dass eine Schule, die vom Erdbeben zerstört worden war, wieder aufgebaut werden konnte.
Ø Sie haben zusätzlich auch eine langfristige Beziehung mit dieser Schule aufgebaut.
Ø Bis heute unterstützt die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft jedes Jahr die drei besten Schüler einer Klasse aus dieser Schule für ihre guten schulischen Leistungen.
Ø Ich war 2017 selbst einmal in dieser Schule zu Gast. Es war ein sehr schöner Besuch, in dessen Rahmen dann auch die Schüler geehrt wurden.
Ø Eine tolle Arbeit, die Sie hier leisten!
Ø Darüber hinaus erhalten bis heute neun Waisenkinder, die ihre Eltern bei der Katastrophe verloren haben, eine Unterstützung von Ihnen bzw. der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft.
Ø Sie selbst sind jedes Jahr in Deyang vor Ort, um diese Waisenkinder, aber auch die Schule zu besuchen.
Ø Ein weiterer Beleg dafür, dass Sie die Freundschaft mit Deyang mit ganz viel Herzblut leben.
Ø Da wundert es nicht, dass Sie auch andere für diese Partnerschaft begeistern möchten – insbesondere junge Menschen. Dafür steht der Jugendaustausch, den Sie seit vielen Jahren organisieren.
Ø 2016 ist in diesem Bereich ein neuer Baustein dazu gekommen:
Ø Mit Ihrer Unterstützung wurde eine Schulpartnerschaft zwischen dem Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium in Siegen mit der „Foreign Languages School“ in Deyang ins Leben gerufen. Auch hier findet nun ein regelmäßiger Schüleraustausch statt.
Ø Man kann viel über andere Kulturen lesen oder etwas im Fernsehen anschauen – aber es ist etwas völlig anderes, persönliche Begegnungen mit Menschen zu haben, die eine völlig andere Prägung haben, als man selbst. Deshalb besitzt gerade auch der Jugendaustausch für mich einen enorm hohen Wert.
Ø Durch solch einen Austausch entstehen Freundschaften und ein Verständnis zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Traditionen.
Ø Und das ist wichtig! Denn wir alle leben nun mal in einer einzigen Welt. Wir haben als Menschheit viele Probleme, die wir nur gemeinsam lösen können – allen voran Klimaschutz und Umweltverschmutzung.
Ø Deshalb ist es enorm wichtig, dass wir uns gegenseitig besser kennen- und vor allem verstehen lernen – damit wir diese Herausforderungen gemeinsam angehen können.
Liebe Isolde Gomberg,
Ø seit 1987 sind Sie also 1. Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft in Siegen.
Ø In dieser Funktion stehen Sie auch uns als Kreis Siegen-Wittgenstein mit Rat und Tat zur Seite, etwa bei Besuchen von offiziellen Delegationen aus Siegen-Wittgenstein in Deyang.
Ø In Ihrer ehrenamtlichen Funktion organisieren sie außerdem Konzerte, Ausstellungen, Reisen und Vorträge für die Menschen in Siegen-Wittgenstein und tragen so maßgeblich zur Förderung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China bei.
Ø Dafür danken wir Ihnen recht herzlich!
Ø Spannend ist übrigens auch, dass Sie ihr Berufsweg einmal nach China geführt hat. Zwischen 2001 und 2005 haben Sie in der britischen Botschaft in Peking gearbeitet. Das ist vermutlich eine sehr aufregende Zeit gewesen!
Ø Bei all diesen Erfahrungen ist es kein Wunder, dass Sie hier in Deutschland eine gefragte China-Expertin waren und sind.
Ø Mit Ihrer Hilfe entstanden auch wirtschaftliche Kontakte zwischen Siegen-Wittgenstein und China. Und so ist es nur folgerichtig, dass auch die IHK Sie unter anderem als Beraterin, Vermittlerin oder Ansprechpartnerin sehr schätzt.
Ø Nun müsste man, sehr geehrte Frau Gomberg, eigentlich davon ausgehen, dass Sie mit Ihrem Engagement für die Verständigung zwischen China und Deutschland, zwischen Deyang und Siegen-Wittgenstein völlig ausgelastet sind.
Ø Ganz offensichtlich aber nicht: Denn seit 2011 sind sie auch Mitglied im DRK Ortsverband Dreis-Tiefenbach - und dort geben Sie ehrenamtlich Deutschkurse für Geflüchtete.
Ø Zudem haben Sie das Ressort „Migration/Integration“ übernommen, leiten ein Team von 20 Personen an und vertreten dieses Ressort auch im Vorstand des Ortsvereins.
Ø Das Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geflüchteten Hilfestellungen bei Behördengängen oder Arztbesuchen zu geben.
Meine Damen und Herren,
Ø ich könnte erzählen, erzählen, erzählen – aber ich denke, wir haben jetzt alle einen sehr guten Überblick über das bekommen, was Isolde Gomberg ehrenamtlich leistet und wofür die Bundesrepublik Deutschland sie heute hier ehren möchte.
Ø Von Ihrem Schlag können wir noch viel mehr Menschen gebrauchen. Sie vermitteln, Sie bauen Brücken und Sie bieten Ihre Unterstützung an, und das auch noch größtenteils ehrenamtlich.
Ø Dafür haben Sie meinen allergrößten Respekt.
Ø Ich bin mir sicher, und das haben mir die Beteiligten der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft, des DRK, der IHK und des Fürst-Johann-Moritz Gymnasium ausdrücklich bestätigt: Sie sind stets mit Freude dabei, zielstrebig, durchsetzungsstark und haben mit Ihrer Arbeit sehr, sehr viele Freunde gewonnen – in Siegen-Wittgenstein, genauso wie in China.
Ø Und an der Seite dieser Freunde, ist nie ein Weg zu lange – um das Sprichwort vom Anfang nun noch einmal an das Ende dieser Würdigung zu stellen.
Ø Ich sage Ihnen nochmals vielen Dank und gratuliere Ihnen herzlich zu dieser Ehrung und darf nun die Urkunde verlesen...