Waffen statt Träume

Zum Jahrestag präsentiert Chinas Führung das Land als kraftstrotzend und anderen überlegen. Hinter dieser Fassade aber schwindet der Glaube vieler Bürger an eine bessere Zukunft.

Lea Deuber

28.09.19 SZ, Seite 2

 

 

Zum 70. Geburtstag der Volksrepublik wird der Welt mit einer gewaltigen Militärparade gezeigt, wie stark und mächtig China ist. Tatsächlich ist die Bilanz der vergangenen Jahrzehnte beeindruckend: 800 Mill. Menschen aus der Armut befreit, Wirtschaftswachstum im zweistelligen Bereich, Verdoppelung des BIP/Kopf in den vergangenen zehn Jahren - und damit zweitgrößte Wirtschaft der Welt. Allerdings

 

demographische Entwicklung: bei der weltniedrigsten Geburtenrate geht die chinesische Bevölkerung nach Schätzungen  von z. Zt. 1.4 Milliarden Chinesen auf 1 Milliarden 2050 und 2100 auf ca. 500 Millionen zurück.  Zur Zeit kommen auf 1 Rentner 7 Arbeiter; in 30 Jahren werden es nur noch 2 sein.

 

Investitionen vom Staat wurden seit der Finanzkrise in Höhe von ca. 500 Milliarden Dollar getätigt, um die Konjunktur am Laufen zu halten. Heute säumen ungenutzte Flughäfen, Bahnhöfe und Straßen das Land.

 

Wirtschaftsreformen werden gefordert, aber von der Partei nicht weiter verfolgt. Stattdessen werden Staatsunternehmen aufgeblasen und die Privatwirtschaft zunehmend kontrolliert und auch finanziell an der kurzen Leine geführt.

 

Xi revidiert viele Reformen, die Deng Xiaoping einst angestoßen hatte. Und in der Bevölkerung wächst die Befürchtung, dass der chinesische Traum für den Einzelnen ausgeträumt sein könnte.

 

Und außenpolitisch glauben immer weniger Staaten angesichts der rücksichtlosen Politik von Xi, dass China eine konstruktive Führungsrolle spielen kann.

 

https://www.sueddeutsche.de/politik/peking-waffen-statt-traeume-1.4619068