Mit allen Wassern bewaffnet

Peking plant einen Mega-Staudamm am Brahmaputra-Strom und alarmiert damit seine südlichen Nachbarn. In Delhi und Dhaka wachsen die Ängste vor Dürren oder Fluten, sollte China am Oberlauf des Flusses die Stellschrauben drehen.

Arne Perras

29.12.20 SZ, Seite 7

 

Auch im Osten gibt es einen "Grand Canyon", jedoch größer, teifer und noch wilder als sein westlicher Bruder in Arizona. Weitgehend unerschlossen liegt er im Himalaja, wo sich einer der mächtigsten Ströme Asiens seinen Weg durch das Gebirge bahnt: der über 3000km lange Brahmaputra, der seit Jahrtausenden als Quell des Lebens verehrt worden ist. Der Strom sichert Hunderten von Millionen Menschen das Leben.

Wer den Oberlauf kontrolliert, hat Macht. Und entsprechend groß sind die Sorgen in Indien und Bangladesh, dass ihnen das Wasser abgebrabenn werden könnte, seitdem bekannt geworden ist, dass Peking einen Staudamm am Oberlauf plant mit einem Megakraftwerk, das dreimal soviel Energie liefern soll wie der drei-Schluchten-Damm. Es würde das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Welt.

Mit besonderem Interesse blickt Indien auf Entwicklungen am Mekong in Südostasien, um zu sehen, wie sich Dämme am Oberlauf (China und Laos) auf Thailand, Kambodscha und Vietnam auswirken, die immer wieder über Wassermangel in trockenen Zeiten klagen. Man befürchtet, China könnte den Brahmaputra quasi umleiten zur Bewässerung trockener Regionen im Norden. Das Bedrohungspotential ist erheblich; und das in Zeiten, in denen bei Grenzauseinandersetzungen in Ladakh chinesische und indische Soldaten gestorben sind.

 

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