Der größte Handelspakt der Welt steht

15 asiatische Nationen schließen ein Freihandelsabkommen – die Einigung umfasst zwei Milliarden Menschen und 30 Prozent der Weltwirtschaft. Schon am Sonntag soll der Mega-Pakt unterschrieben werden. Die treibende Kraft dahinter ist offensichtlich.

Christoph Hein

13.11.20 FAZ,

 

 

In einer Zeit, in der Handelsstreit, Tauziehen um die Welthandelsorganisation (WTO) und Corona-Pandemie die Globalisierung extrem belasten, setzt Asien mit einem von China getriebenen Handelsabkommen ein Zeichen. Dem Abkommen haben 15 asiatische Länder mit einer Bevölkerung von über 2 Milliarden Menschen  nach achtjährigen Verhandlungen zugestimmt; es deckt ca. 30% des Welthandels ab.

Das Abkommen ist keinesfalls mit den breit angelegten Freihandelsabkommen zu vergleichen, welche die EU in Asien abschließt. So werden Klimafragen, Schutz des geistigen Eigentums und Arbeitsrecht von den RCEP-Partnern in dem Vertrag nicht geregelt. Das ermöglichte eine Einigung erst. Fisch und Agrarprodukte bleiben auch aufgrund des Drängens Tokios von Zollsenkungen weitgehend unberührt.

 

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/der-handelsstreit/rcep-abkommen-der-groesste-handelspakt-der-welt-steht-17049782.html?from=groupmessage&GEPC=s5

 

 

China handelt

Überraschend bildet die Volksrepublik eine gewaltige Freihandelszone. Eine taktische Meisterleistung Pekings und ein Affront für den Rest der Welt - der auch mit der Wahl in den USA zu tun hat.

Christoph Giesen

16.11.20 SZ- Seite 4 (Kommentar)

 

Keine 48 Stunden nach den unüblich späten Glückwünschen an den US-Wahlgewinner Joe Biden unterzeichnete der chinesische Handelsminister den Beitrittsvertrag zur sogenannten Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) mit 15 weiteren asiatischen Staaten. Dies ist nun der größte Freihandelsblock der Erde. Es ist eine taktische Meisterleistung Pekings und ein Affront für den Rest der Welt.

Acht Jahre wurde zäh verhandelt; es war vor allem China, das mit wenig Zugeständnissen bremste. Protektionismus zu Hause und offene Märkte überall sonst - so funktioniert die Globalisierung chinesischer Prägung. Doch plötzlich entschließt sich Peking zur Kehrtwende und tritt einem Freihandelsabkommen bei ausgerechnet mit Australien, mit dem es in der letzten Zeit ganz besonders im Clinch liegt.

Den von Trump vom Zaun gebrochenen Handelskrieg kann China verschmerzen. Es konnte auf Europa zurückgreifen (z.B. Boeing vs Airbus oder General Electric vs Siemens). Pekings große Sorge ist, dass auch Europa als Lieferant ausfallen könnte in einem handelspolitischen Zweifrontenkrieg. Die Gefahr könnte größer werden, wenn die Unberechenbarkeit der trumpschen Politik der Vergangenheit angehören wird.

Die Berater Trumps dürften allerdings mit ihrer Einschätzung Recht haben, dass es jetzt passieren müsse, wenn man Chinas fulminanten Aufstieg in kontrollierte Bahnen lenken möchte. Und es dürfte nur funktionieren, wenn Amerikaner, Europäer und im Idealfall der Rest Asiens zusammenhalten.

Vor vier Jahren gab es bereits eine Blaupause zur Einhegung Chinas, nämlich die Trans-Pacific-Partnership (TPP) -  ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und den größten Volkswirtschaften Asiens ohne China. Eine Zone, die 40% der Weltwirtschaftsleistung abdecken sollte.

Als 'großartige Sache für den amerikanischen Arbeiter' kündigte Trump die Verhandlungen als eine seiner ersten Maßnahmen auf. Geholfen hat das nur China.

 

https://www.sueddeutsche.de/politik/politik-china-usa-weltwirtschaft-freihandelszone-1.5116165?reduced=true (gebührenpflichtig)