Zum Schweigen gebracht

Die Polizei nimmt den Medienunternehmer Jimmy Lai fest, ihm wird "Komplizenschaft mit ausländischen Mächten" vorgeworfen. Auch eine bekannte Demokratie-Aktivistin wird festgenommen.

Lea Deuber

11.08.20 SZ, Seite 7

 

Jimmy Lai (71) ist Unternehmensgründer der Hongkonger Mediengruppe Next Digital, zu der auch die zweitgrößte Zeitung der Stadt, Apple daily, gehört. Lai war auch ein bekannter Aktivist, der als scharfer Kritiker der chinesischen Führung gilt; er setzt sich seit Jahren für mehr Demokratie in der Sonderverwaltungszone ein und er nutzt seine Zeitungen, uim politische Reformen in Hongkong zu fordern.

Lai wurde jetzt festgenommen und die Redaktionsräume durchsucht. Ihm werden jetzt geheime Absprachen mit Kräften iom Ausland, Betrug und andere Verstöße vorgeworfen. Er war bereits im Februar und April wegen Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen festgenommen worden. Diei Festlandmedien hatten ihn schon früher als 'Landesverräter' gegeißelt.

Die Festnahme ist ein Schlag gegen die Demokratiebewegung in Hongkong. Kritiker sehen das Anfang Juli in Kraft getretene Sicherheitsgesetz als das Ende der 'ein Land, zwei Systeme'-Doktrin an.

 

https://www.sueddeutsche.de/politik/hongkong-zum-schweigen-gebracht-1.4994753

 

 

 

Das ist erst der Anfang

Lea Deuber

11.08.20 SZ, Seite 4 (Kommentar)

 

Peking hat lange versucht, Jimmy Lai, der aus Festlandchina geflohen war, mundtot zu machen. Mit dem neuen Sicherheitsgesetz hat es nun die Mittel dafür. Und Peking verliert nicht mehr viel Zeit. Die Verhaftung ist nur der Anfang.

Hongkong ist dabei nicht das Ende, die Stadt ist der Anfang. Im Umgang mit China ist nicht mehr die Frage, was Peking will und was es bereit ist, dafür zu tun, sondern was die Welt bereit ist  zu tun, um es zu verhindern.