Ohne Huawei

London untersagt die Beteiligung der Chinesen beim Aufbau des superschnellen Mobilfunknetzes. Handynutzer werden sich nun sehr viel länger gedulden müssen.

Christoph Giessen, Alexander Mühlauer

15.07.20 SZ, Seite 8

 

Es ist eine Entscheidung, die eine Sogwirkung auf ganz Europa entfalten könnte: Großbritannien will sein 5G-Kommunikationsnetz ohne Huawei ausbauen. Bereits verbaute Huawei-Teile müssen bis 2027 komplett entfernt werden. Großbritannien vollzieht damit eine Kehrtwende zu seiner bisherigen Kommunikationspolitik - wahrscheinlich auch in der Hoffnung auf bessere Wirtschaftsbeziehungen zu den USA nach dem endgültigen Brexit.

Huawei steht bislang wirtschaftlich sehr gut da. Nach den Halbjahreszahlen 2020 stieg der Umsatz in den ersten 6 Monaten um 13,1% auf ca. 57Mill. Euro. - Andererseits ist das US-Verbot von Chipherstellern, Halbleiter an Huawei zu liefern, möglicherweise eine existentielle Bedrohung für Huawei; denn Huawei könnte den weltgrößten Chiphersteller TSMC aus Taiwan verlieren.

Die USA haben Deutschland schon mehrfach gedroht, Berlin von Geheimdienstinformationen abzuschneiden. Die sogenannten Five Eyes, der größte Spionagebund der Welt, besteht aus USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien. Mit Großbritannien haben nun alle 'Five Eyes' die Verbindung zu Huawei abgebrochen, so dass mit einer gewissen Sogwirkung auf andere Länder, incl. Deutschland zu rechnen ist.

 

https://www.sueddeutsche.de/politik/grossbritannien-ohne-huawei-1.4966806

 

 

 

 

 

Kehrtwende

Alexander Mühlauer

15.07.20 SZ, Seite 4 (Kommentar)

 

 

Mit seinem Huaweiverbot hat Johnson klargemacht, dass Großbritanniens Platz an der Seite der USA ist. Er hat damit sicherheitspolitische Interessen über ökonomische Verlockungen gestellt. Berlin muss nun eine Entscheidung über Sicherheit, Wohlstand und geopolitische Fragen treffen.

 

https://www.sueddeutsche.de/politik/huawei-kehrtwende-1.4966567