Im Windschatten des Virus

Während die Kräfte vieler Nachbarstaaten im Kampf gegen Corona an Land gebunden sind, versucht Peking, im Südchinesischen Meer Fakten zu schaffen.

Lea Deuber, Arne Perras

30.04.20 SZ, Seite 8

 

Während die Anrainerstaaten des Südchinesischen Meers, wie Vietnam, Malaysia, die Philippinen und Taiwan, sich noch auf die Corona-Krise konzentrieren müssen, treibt China seine aggressive Politik im Südchinesischen Meer weiter voran und unterstreicht historische Ansprüche auf ca. 80% des südchinesischen Meers mit Fakten oder militärischen Drohgebärden und absichtlich herbeigeführten Schiffskollisionen. Dass der Internationale Schiedsgerichtshof die chinesischen Ansprüche vor 4 Jahren zurückgewiesen hat, hat zu keiner Wende der chinesischen Politik geführt.

Im Auftrag des malaysischen Ölkonzerns Petronas erkundet das Bohrschiff West Capella vor der Küste Öl- und Gaslagerstätten. Die Exclusive Economic Zone (EEZ) ist nach internationelem Seerecht das Gebiet, das Staaten die alleinige Ausbeutung von maritimen Ressourcen garantiert. Ein chinesisches Erkundungsboot ist in der letzten Woche in dieses Seegebiet gefahren, um 'normale Aktivitäten in Gewässern unter chinesischer Zuständigkeit' zu verfolgen.

Es besteht der Verdacht, dass China seine Nachbarländer zu Joint Ventures bei der Energieausbeutung unter Aufgabe ihrer seerechtlichen Ansprüche drängen will. Ähnliche Erfahrungen machte auch Vietnam in seiner EEZ. Und auch die Philippinen werden unter Druck gesetzt.

 

https://www.sueddeutsche.de/politik/china-suedchinesisches-meer-streit-1.4892290