Auf die Gesundheit

Donald Trump macht sie zum Sündenbock, auch andere werfen ihr zu viel Nähe ztu China vor: Die WHO ist für ihr Corona-Krisenmanagement unter Beschuss geraten. Tatsächlich hat sie schon bessere Zeiten gesehen.

Lea Deuber, Paul-Anton Krüger, Tobias Zick

18.04.20 SZ, Seite 9

 

Ende 2002 häuften sich inoffizielle Mitteilungen, dass in China eine 'merkwürdige, ansteckende' Krankheit grassiere, aber es 'sei nicht erlaubt, die Öffentlichkeit zu informieren'. China kooperierte damals erst offiziell mit der WHO, als die damalige Generaldirektorin Gro Harlem Brundtland, die frühere norwegische Ministerpräsidentin, an die Öffentlichkeit ging und (wirkungsvolle) Reisewarnungen empfahl. - Eine globale Katastrophe kann vermieden werden.

Und heute? Trump stellt die Zahlungen ein, was eine weltweite Empörung auslöst. Aber es gibt auch Stimmen, die sagen, die WHO hätte sich zu sehr China unterworfen und sich selbst klein gemacht und schwach. Die Informationspolitik Chinas 2020 weckt bittere Erinnerungen an früher; Ärzte werden mundtot gemacht, Proben werden vernichtet, Berichte werden zensiert. Gutgläubig, geradezu hörig wirken die diplomatischen Bemühungen der WHO im Januar 2020. Der Generaldirektor spricht von 'totaler Offenheit' Chinas, einer Leistung, die 'nichts weniger als exzellent' sei. Dabei haben die Gesundheitsbehörden von Taiwan schon am 31.12.2019 die WHO gewarnt, von infizierten Ärzten und Pflegern berichtet und strenge Grenzkontrollen eingeführt.

Das Problem ist, dass die WHO keine Macht hat und keine Sanktionon verhängen kann. Das haben Brasilien, Russland, China und  Indien verhindert. - So ist die Arbeit der WHO ein Balanceakt. Sie darf keineswegs zu wenig tun - aber auch keineswegs zu viel.

Wie schwierig die Gratwanderung ist, zeigt sich, als 2009 in Mexiko ein neuer Influenza-Erreger, H1N1, die Schweinegrippe, ausbricht. Die WHO ruft den Pandemiefall aus, die höchste Alarmstufe. Keine Pandemie sei so früh erkannt und so zeitnah beobachtet worden. Die Bilanz von  ca. 18500 Toten war besser als befürchtet. - Doch statt Lob gibt es Vorwürfe, dass die WHO Panik geschürt und damit so kurz nach der Finanzkrise 2008 das Wirtschaftswachstum abgewürgt habe.

Mitgliedsländer kürzen ihre Beiträge. Ganze Abteilungen der WHO müssen geschlossen werden. 2014 wird die Ebola-Infektion in Westafrika zur Katastrophe der WHO. Der UN-Generalsekretär stellt eine Notfallmission auf, da die WHO zu schwach und zu langsam agiert.

Heute ist der Iran ein schwer von Corona getroffenes Land. Es gibt zahlreiche Medienberichte über Infektionen im Iran selbst, aber auch in den Nachbarländern durch positiv getestete Bürger, die zuvor im Iran gewesen waren. Der WHO-Chef ist der Meinung 'Wir können nicht übernehmen, was ein Journalist sagt. Wo würde das hinführen? Das wäre das Ende.'

 

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