Spielverderber

Nach dem kritischen Tweet eines NBA-Managers läuft die chinesische Boykott-Maschinerie nun auf Hochtouren.

Lea Deuber, Claus Hulverscheidt

12.10.2019 - SZ, Seite 27

 

Ein sechs Worte langer Tweet zur Meinungsfreiheit in Hongkong vom Manager des NBA-Klubs Houston-Rockets hat die chinesische Repressionskeule mit aller Macht auf die NBA niedergehen lassen, obwohl Twitter in China gesperrt ist, der Tweet relativ schnell gelöscht wurde und die NBA sofort klein beigab.  Das Staatsfernsehen zeigt die aktuellen Saisonvorbereitungsspiele nicht mehr; Alibaba und JD.com entfernten die Merchandising-Produkte der US-Profiliga aus ihrem Sortiment und in Shanghai rückten Kräne heran, um die Plakate für ein NBA-Spiel in Shanghai wieder zu entfernen!

In den USA entfachte dies eine hitzige Debatte, dass es absolut inakzeptabel sei, einen "Maulkorberlass für Amerikaner zu verhängen, die sich für Freiheit aussprechen". Und, es sei "ekelhaft" und ein klarer Beweis, "dass der NBA Geld wichtiger ist, als es die Menschenrechte sind".

Dies ist kein Einzelfall. Bereits Apple, die Fluggesellschaften American, United und Delta, die Hotelkette Mariott und auch die Princeton University sind aus Angst vor Konsequenzen in die Knie gegangen. Denn, wer Peking verärgert, der zahlt dafür!

In den USA interessierte man sich in der Vergangenheit wenig um die chinesischen Gängeleien. Die Kosten der Selbstzensur waren gleich null. Erst jetzt wächst langsam das Gefühl, dass man in den USA nicht mehr sagen könne, was man wolle, da man sonst mit China aneinander gerate.

 

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/nba-china-streit-1.4636665