Das Gesicht des Konflikts

Während in Berlin der Hongkonger Aktivist Wong als Idol der Proteste gefeiert wird, schadet die Krise Präsident Xi schwer

Lea Deuber, Benjamin Emonts

12.09.19 SZ, Seite 6

 

Mehrfach hat Peking  Berlin aufgefordert, die Einreise des 22jährigen Aktivisten Joshua Wong nach Deutschland zu verbieten. Die Einreise fand statt, er kam nach Berlin, wurde von Außenminister Maas und anderen Politikern empfangen, was dazu geführt hat, das Peking 'stark unzufrieden' oder stink sauer ist. Der deutsche Botschafter wurde in Peking einbestellt und negative Konsequenzen für die bilateralen Beziehungen wurden angedroht.

Nachdem die Hongkonger Demonstranten wochenlang in den chinesischen Medien als Terroristen, Kakerlaken und Aufständige verunglimpft worden waren, werfen die Rücknahme des Auslieferungs-gesetzes und die aktuelle Vermeidung des Themas Hongkong in den Medien in der Bevölkerung die Frage auf, ob den Menschen in der Sonderverwaltungszone mehr Rechte zugestanden werden.

Am 1. Oktober findet das 70. Gründungsjubiläum der Volksrepublik statt, das mit der größten Militärparade gefeiert wird. Doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass Peking die Situation in Hongkong vollkommen falsch eingeschätzt und gehandhabt hat. Der Schaden ist auch international immens: China als Partner bleibt unberechenbar, Verträge gelten wenig, Zusagen nichts.

Der Schaden ist in Peking so groß, dass ein weiteres Verdacht durch Peking wabert:  nämlich dass es in der KP auch Interesse gäbe, den Konflikt weiter eskalieren zu lassen, um die Position des Präsidenten zu schwächen.

 

https://www.sueddeutsche.de/politik/hongkong-wong-china-1.4596818