GDCF - Reise 2012 nach Yunnan (Kunming, Dali, Lijiang, Shangrila. usw.)

Die Reise fand statt in den diesjährigen Herbstferien vom 7. bis 20. Oktober 2012. Insgesamt waren 27 Personen mitgereist. Einen ausführlicher Bericht finden Sie nach den Bildern.


Kunming, Steinwald

 


Hier jetzt der Bericht von Bernd:

Yunnan und die Nationalen Minderheiten

(Herbstreise der GDCF in den Südwesten Chinas)

 Im Frühjahr hatte bereits eine Photo-Ausstellung über Yunnan im Haus Seel stattgefunden, organisiert von Frau Isolde Gomberg, Vorsitzende der Siegener GDCF (Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft). Zu sehen waren dabei vor allem Menschen, photographisch portraitiert in der für ihre Minderheit typischen Tracht; und der Hintergrund der Bilder ließ eine spektakuläre Berglandschaft und malerische Altstadtansichten erkennen.

 

       

Diese Photomotive wurden von der Wirklichkeit noch übertroffen: Frau Gomberg hatte für diesen Herbst wieder eine zweiwöchige Fahrt nach China vorbereitet – diesmal nach Yunnan. Die Siegener Ausstellung hatte die Erwartungen hoch geschraubt; die Fahrt sollte die 27 Teilnehmer jedoch nicht enttäuschen!

Unmittelbar nach Erledigung der Zollformalitäten in Pekings ‚Drachen’-artigem Internationalen Flughafen (von Norman Foster entworfen) begann das Besichtigungs-programm mit einem Besuch des Jesuitenfriedhofs in Peking. Matteo Ricci, Adam Schall von Bell und zahlreiche ihrer Mitbrüder wirkten im ausgehenden 16. und anschließenden 17 Jhdt. als Vermittler zwischen den Kulturen und beeinflussten nicht nur das Bild von China in Europa, sondern brachten auch China und dem Hof europäische Gedanken und Erkenntnisse näher. Der Friedhof spiegelt die Erinnerung an ihr in China positiv empfundenes Wirken wider.

Text im oberen Teil:

P IOANNES ADA                                                  Übersetzt etwa:
MUS SCHAL CO

LONIENSIS SOC                                                  "Johann Adam Schall, von der Kölner SJ, der 58 Jahre in der Societas Jesu gelebt hat."...

IESU PROBESSUS

VIXIT IN SOCIE

TATE ANIS LVIII...

 

Die Steele von Mateo Rici auch auf dem Jesutienfriedhof in Beijing

 

Nach nur kurzer Nachtruhe flogen wir dann in den frühen Morgenstunden nach Kunming, der ca. 7 Millionen-Hauptstadt der Provinz Yunnan. Yunnan liegt im Südwesten von China und ist umgeben von Burma im Westen und Thailand und Vietnam im Süden. Kunming hat sich in den vergangenen 15 Jahren quasi verdoppelt. Es soll Drehkreuz für Hinterindien werden (der Großflughafen wurde vor einem Monat eröffnet und die Bahnverbindung nach Thailand ist im Bau). Dementsprechend wurde/wird abgerissen und aufgebaut; eine pulsierende Stadt, deren Charme sich uns allerdings nicht richtig erschlossen hat. – Wir fuhren deswegen gleich weiter zum ‚Steinwald’, einer beeindruckenden Karstlandschaft mit ihren im Laufe der vergangenen 300 Millionen Jahre ausgespülten waldartigen säulen-, kegel-, baum- und brückenähnlichen Felsformationen.

Yunnan ist auch das Land der Minderheiten. Von den über 50 anerkannten Volksgruppen leben ca. zwei Drittel in Yunnan. Die farbenfrohe Tracht der Frauen ist eine Freude fürs touristische Auge, was auch für die Mosuo gilt, die ihr Matriarchat am ebenso malerischen Lugusee errichtet haben.

 

 

 

Yunnan ist knapp doppelt so groß wie die BRD. Das bedeutete lange Busfahrten; das bedeutete aber auch, dass wir entsprechend lange Zeit hatten für das Bergpanorama mit den kleinen, teils terrassenartig angeordneten Feldern, für Aus- und Einblicke in eine quasi technikfreie Landwirtschaft, für spektakuläre Abfahrten zum majestätisch ruhigen und dann wieder stürmisch tobenden Yangtze, für menschenleere Landstriche, für einzelne oder gruppenweise angeordnete Grabhäuschen und vieles mehr! - Belohnt aber wurden wir vor allem durch das jeweilige Ziel dieser Fahrten: da waren vor allem die malerischen Altstädte von Lijiang, Shangri-La und Dali mit ihren verwinkelten Gassen, mit ihren malerischen Häusern und ihren geschnitzten Fenstern und Türen, ihren hübschen Innenhöfen und der überflutenden Blumenpracht. Da waren aber auch landschaftliche Highlights mit schneebedeckten Fünftausendern oder mit idyllischen Seen mit Seerosen und Kormoranfischern.

Bei den letzten Fahrten mit der GDCF hatten wir den Eindruck gewonnen, dass in den größeren Städten das Auto in einer infarktgefährdenden Weise die Fahrradtradition beendet hatte. Jetzt erlebten wir eine (scheinbare?) Renaissance des Zweirades – aber elektrifiziert! Die Verkehrsadern bleiben allerdings trotzdem verstopft; die Infarktgefahr ist keineswegs gebannt.

 Der Tourist lebt nicht nur von Photomotiven! Wir genossen auch die Art des Essens und das Essen selbst: runde Tische mit runder Drehplatte lassen alle Gerichte in Reichweite der eigenen Stäbchen kommen; und die Gerichte sind zahlreich, abwechselungsreich und gut. Da stört auch ein Hühnerkopf in der Schöpfkelle nicht lange.

 Die GDCF mit Frau Gomberg hat mit Yunnan eine Reise geplant und durchgeführt, die die Eindrücke früherer Reisen gelungen ergänzt und erweitert hat. Die Erinnerung an Guilin oder die Metropolen im Osten, an Sichuan mit der Sanxingdui-Kultur oder Pingyao lebte bei der Reise und den Gesprächen in gleicher Weise wieder auf wie die Erinnerung an die einmalig gastfreundschaftlichen Empfänge unserer Siegener Reisegruppe in der Siegener Partnerstadt Deyang bei Partei oder Stadtverwaltung. Schade, dass Delegationen aus Deyang offiziell nicht auch ein bisschen Aufmerksamkeit entgegengebracht werden kann.